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Eine fromme Provokation

Gloria von Thurn und Taxis provozierte einst durch ihre Frisuren. Später verlegte sie sich auf eine andere Art von Provokation, übrigens eine der wenigen, die in unserer tabulosen Welt überhaupt noch möglich sind: Sie ist demonstrativ katholisch, umgibt sich mit Bischöfen wie Joachim Kardinal Meisner und wurde Präfektin der Marianischen Frauencongregation „Mariä Verkündigung“ Regensburg.

Nun folgt ihre Tochter Elisabeth den Spuren der Mutter. Ihr hier bereits erwähntes Buch fromm! ist eine sanfte, erfrischende und fromme Provokation. Ich habe es vor einigen Tagen gelesen und bin begeistert. Elisabeth von Thurn und Taxis dekliniert alle wesentlichen Elemente der katholischen Frömmigkeit durch, der liturgischen wie der Volksfrömmigkeit. Ihre kurzen Texte sind Kolumnen, die sie für das Vatican-Magazin verfasst hat. Neben den auch heute noch allgemein gebräuchlichen Frömmigkeitselementen widmet sie sich auch den weniger bekannten.

Das Buch ist ein Gang durch den bunten Blumengarten der katholischen Frömmigkeit. Es eignet sich bestens als kleines Geschenk. Mir hat es eine ganze Liste von Ideen gebracht, wie ich mein Glaubensleben bereichern könnte. Das erste Buch habe ich schon verschenkt. Demnächst kommt sicher ein weiteres dazu.

Paul VI. am Vorabend des Novus Ordo

Father Z, einer der profiliertesten Priester im Web, hat einen sehr speziellen Podcast zum bevorstehenden 40. Jahrestag der Einführung des Novus Ordo produziert. Sein Gast ist Papst Paul VI., und zu hören ist dessen Ansprache bei der Generalaudienz am 26. November 1969, wenige Tage bevor das Missale von 1969/70 in der lateinischen Kirche flächendeckend eingeführt wurde.

Da im Sommer 1969 geboren, gehörte ich damals noch nicht zu den regelmäßigen Kirchgängern. Für mich beginnt jetzt die lange Reihe der Ereignisse, die sich zum 40. Mal jähren und ich schon miterlebt habe. Meine ersten, noch sehr diffusen Erinnerungen datieren etwa von 1972, da werde ich also noch etwas warten müssen.

Man beachte insbesondere die kongeniale Musikauswahl, stets eine der Stärken der Podcasts von Father Z. Ich will nicht zuviel verraten, aber die späten 60er Jahre sind nicht zu überhören. Es muss eine wilde Zeit gewesen sein vor vierzig Jahren, auch in der Kirche. Kurz nach meiner Geburt fand Woodstock statt, und am Sonntag (nach MEZ vor) der ersten bemannten Mondlandung wurde ich getauft.

Papst Paul VI. hat sich im Spätherbst 1969, nur wenige Jahre nach dem Ende des jüngsten Konzils, schon ein deutliches Stück von Sacrosanctum Concilium entfernt. So verabschiedet er an jenem denkwürdigen Mittwoch im November das Latein als liturgische Sprache und den Gregorianischen Choral – auf beides legten die Konzilsväter in der nur sechs Jahre zuvor verabschiedeten Konstitution noch größten Wert.

Bemerkenswert sind auch die großen Erwartungen des Papstes an die erneuerte Liturgie. Aus dem Abstand von 40 Jahren ist offenkundig, dass sich nur weniges davon erfüllt hat. Wir sind jetzt schon im dritten Jahr der Ära Summorum Pontificum. Das Jahr 2007 wird, im Abstand von 40 Jahren betrachtet, als ein ähnlich bedeutungsvoller Einschnitt gelten wie das Jahr 1969.

Benediktinisches Brevier in kompakter Form

Die Mönche der Abtei Münsterschwarzach haben ein kompaktes Benediktinisches Brevier zum Preis von 24,90 Euro herausgegeben. Aus der Produktbeschreibung:

Die Münsterschwarzacher Mönche und viele andere Benediktiner beten mehrmals täglich zu den Gebetszeiten aus dem Benediktinischen Antiphonale. Viele Christen schließen sich heute gerne dem Gebet der Mönche an. Das Benediktinische Brevier ist eine handliche Ausgabe des Benediktinischen Antiphonale, mit dem die wichtigsten Gebetszeiten an Wochentagen gebetet werden können.

Es sind im Benediktinischen Brevier alle Psalmen, Kurzlesungen und Hymnen von Laudes, Mittagshore, Vesper und Komplet enthalten. Allen Psalmen und Hymnen sind die Noten beigefügt, sodass ein Singen der Gebete jederzeit möglich ist.

Hätte es diese Ausgabe vor ein paar Jahren schon gegeben, dann hätte ich sie wahrscheinlich erworben. So aber bin ich inzwischen auf dem Weg vom Kleinen Stundenbuch über das große Stundenbuch zur Liturgia Horarum und schließlich zum Breviarium Romanum gekommen. Wer aber das Stundengebet auf deutsch beten möchte, auf Lesehore, Matutin oder Vigil gut verzichten kann, den Münsterschwarzacher Psalter schätzt und sich mit den Eigenarten des Benediktinischen Antiphonale anfreunden kann, der ist mit diesem Band sicher gut bedient. Und günstiger ist ein vollständiges Brevier nicht zu bekommen, das zeigt mein soeben aktualisierter Vergleich der lieferbaren Stundenbücher.

Die vier Bände des Kleinen Stundenbuches habe ich inzwischen wieder verkauft oder verschenkt. Das Christuslob und der Band für Vigil und Laudes des Benediktinischen Antiphonale stehen noch im Regal, ebenso wie die drei Bände des großen Stundenbuches mit sämtlichen Lektionaren und die vier Bände der Liturgia Horarum, allerdings in der ersten Ausgabe, nicht der editio typica altera, die vorzuziehen wäre.

Drei der üblichen Verdächtigen über das gegenwärtige Pontifikat

The European lässt vier mehr oder weniger Prominente jeweils eine Zwischenbilanz des Pontifikats Benedikts XVI. ziehen, darunter die unvermeidliche Margot Käßmann und den ehemaligen Leiter des deutschen Programms von Radio Vatikan, Pater Eberhardt von Gemmingen. Den freundlichsten und sachkundigsten Beitrag liefert Volker Resing.

Als komplett ahnungslos steht allerdings Alan Posener da, den ich bis dato für sein früheres Blog Apocalypso durchaus geschätzt habe. Er hat sich in seiner Fehde mit dem Papst leider als nicht satisfaktionsfähig erwiesen. Schade.

Der Reformationstag ist irgendwie verdächtig

Ist Luther etwa ein Religionsstifter? Der Verdacht beschleicht mich seit dem jüngsten Reformationstag. Was genau wird da eigentlich gefeiert? Die Kirchenspaltung kann es wohl nicht sein, das wäre ja zutiefst unökumenisch und widerspricht dem ersten ökumenischen Axiom, wonach die Bösen immer in Rom sitzen.

Weder der Wikipedia-Eintrag (recht oberflächlich) noch reformationstag.de bringen mich weiter. Letzteres ist zwar schön gemachte EKD-Propaganda, aber auch ohne großen Tiefgang. Was wird gefeiert, fast als wäre es die Geburt des Erlösers, seine Auferstehung von den Toten oder die Aussendung des Heiligen Geistes? Ich weiß es nicht.

In meinem Abreißkalender stand am 31. Oktober 2009 der folgende Satz von Henri de Lubac:

Es geht nicht darum, das Christentum den Menschen anzupassen, sondern darum, die Menschen Christus anzupassen.

Wie passend.

Mund- und Kelchkommunion

Seit einiger Zeit bin ich ja, angestiftet durch Elsa, zur Mundkommunion übergegangen. Zuerst war das sehr aufregend, aber dann trat die Gewohnheit ein. Jetzt sehe ich gelegentlich in irritierte Kommunionhelfergesichter, aber echte Probleme gibt es nicht.

Zu den Vorzügen unserer Diasporagemeinde voller zugezogener Menschen aus allen Teilen der katholischen Welt gehört auch die große Vielfalt gelebter Glaubenspraxis. Bei uns gibt es jede Menge Minderheiten. So gehöre ich nun zur Minderheit der Mundkommunikanten, aber bin damit immerhin nicht alleine. Falls übrigens unser blinder Diakon die Kommunion austeilt, wie heute abend in der Messe zu Allerseelen, dann wechsele ich aus praktischen Gründen zur Handkommunion.

Wie geht eigentlich der Mundkommunikant korrekterweise mit dem Kelch um, falls er gereicht wird? Gar nicht? Die neue Grundordnung des Römischen Messbuches ist in dieser Hinsicht eindeutig:

287. Wenn die Kelchkommunion durch Eintauchen geschieht, tritt der Kommunikant zum Priester, wobei er die Kommunionpatene unter den Mund hält; der Priester hält das Gefäß mit den heiligen Hostien; an seiner Seite steht der Diener, der den Kelch hält. Der Priester nimmt eine Hostie, taucht einen Teil von ihr in den Kelch, zeigt sie und spricht dabei: Der Leib und das Blut Christi (Corpus et Sanguis Christi); der Kommunikant antwortet: Amen, empfängt vom Priester das Sakrament mit dem Mund und entfernt sich darauf.

Jetzt müssen wir nur noch die Praxis dem Messbuch anpassen.

Sechs Cathcasts, die ich empfehlen kann

In den letzten Wochen habe ich eine Reihe katholischer Podcasts entdeckt, die ich nur wärmstens weiterempfehlen kann.

  1. Daily Breakfast: Father Roderick Vonhögen aus Holland ist der CEO des Starquest Production Network (SQPN). Sein tägliches Frühstück dauert gute 30 Minuten und handelt von Filmen und Fernsehserien (was mich persönlich nicht so interessiert), aber auch Geek Talk. Mein liebster Teil dieser Show ist The Peculiar Bunch: Father Roderick beantwortet allerlei katholische Fragen. Da geht es oft ans Eingemachte.
  2. Radio Vatikan: Der deutsche Dienst des päpstlichen Radios hat zwar seine bekannten Schwächen. So kommt die Piusbruderschaft nicht ohne das Adjektiv „schismatisch“ vor, was zumindest eine Verkürzung ist. Aber dennoch informiert Radio Vatikan zuverlässig über die Weltkirche.
  3. Domradio: Von dort beziehe ich das Tagesevangelium samt kurzer Auslegung. Es gibt beim Domradio darüber hinaus jede Menge Stoff.
  4. Monastero San Benedetto: Die tägliche Heilige Messe in der außerordentlichen Form, gesungen von den Mönchen der Abtei San Benedetto in Norcia, Italien. Seit kurzem wieder regelmäßig Tag für Tag.
  5. Bruder Paulus‘ Kapuzinerpredigt: Der wortgewaltige Kapuzinerpater zeichnet seine Predigten auf, die er im Würzburger Käppele hält.
  6. What Does The Prayer Really Say? Father John Zuhlsdorf hat auch einen Podcast, allerdings produziert er im Moment nur sehr selten neue Folgen.

Soweit meine katholischen Podcastfavoriten. Über weitere Vorschläge in den Kommentaren freue ich mich.

Margot Käßmann und Angela Merkel werden sich gut verstehen

Die Süddeutsche bringt es auf den Punkt:

Margot Käßmann ist, wie immer mehr Pastoren, geschieden: Das Pfarrhaus verliert seine Funktion als kulturell-pädagogische Keimzelle. Und die neue Chefprotestantin stammt aus der evangelischen Weltverbesserungs-, aus der Kirchentagswelt. Sie wird den tagespolitischen Interventionismus ihrer Kirche fortsetzen und den Eigengehalt religiöser Rede in Talkshows zugunsten von sozialer Zeitgenossenschaft kaschieren. Zwar betont sie jetzt stärker das Geistlich-Pastorale, aber das wirkt eher wie eine Legitimation, ja eine Kompensation des politischen Engagements. Margot Käßmann und Angela Merkel, so scheint es, werden sich gut verstehen.

Dynamisches Brevier

Erstaunlich, wie viel sich auch schon vor 1960/62 am Breviarium Romanum verändert hat. So fehlten in den letzten Tagen in meiner 20er-Jahre-Ausgabe gleich zwei Feste, nämlich das des heiligen Antonius Maria Claret am 23. Oktober und das Christkönigsfest am letzten Oktobersonntag.

Kein Wunder, wurde doch jener Antonius erst 1950 von Papst Pius XII. heiliggesprochen und das Christkönigsfest 1925 von Papst Pius XI. eingeführt. Das sind schon zwei Argumente, die gegen die Verwendung eines derart alten Breviers sprechen.

Nachzutragen bleibt noch, dass die Preces keineswegs abgeschafft sind, sondern nur öfter mal ausgelassen werden. Das kommt davon, wenn man die Rubriken nicht liest. Danke an Gregor für den Hinweis.

Erste Schritte mit dem Breviarium Romanum

Bekanntlich trage ich mich schon länger mit dem Gedanken, von der Liturgia Horarum auf das Breviarium Romanum umzusteigen. Sozusagen probeweise habe ich sehr günstig drei ziemlich abgegriffene Bände aus den 20er Jahren erworben, es fehlt also ein Band. Macht aber nichts, für das eine oder andere Completorium hat es schon gereicht.

breviarium_romanum

Heute abend nun habe ich zum ersten Mal eine Vesper daraus gebetet. Fünf Psalmen, Capitulum, Hymnus, Versum, Magnificat, Oratio, Conclusio und fertig ist die Hore. Das dauert auch nicht länger als die Vesper der Liturgia Horarum, die zwar nur zwei Psalmen und ein neutestamentlichtes Canticum enthält, dafür aber ein Responsorium und die Preces – die mit den Rubriken von 1960 abgeschafft wurden im Brevier nicht an allen Tagen vorgesehen sind. Weshalb ich sie in meiner Ausgabe überblättern muss. Bei dieser Anpassung hilft divinumofficium.com.

Die drei Bände sind auch im heruntergekommenen Zustand mit ziemlich zerfledderten Lesebändchen und abgewetztem Ledereinband noch ganz ansehnlich. Das Satzbild ist sehr viel schöner als das der Liturgia Horarum, der Goldschnitt ist noch ziemlich gut erhalten und die abgerundeten Ecken haben das dünne und dennoch stabile Papier weitgehend knitterfrei erhalten.