Alle Artikel von mr94

Just found in the English service of Vatican Radio

In der letzten Zeit hakte der deutsche Dienst von Radio Vatikan etwas. Das nahm ich zum Anlass, das englische Programm zu abonnieren. Und prompt wurde ich mit zwei wunderbaren Fundstücken belohnt.

Zunächst am Freitag mit dem musikalischen Kommentar (ab 17:03) von Monsignore Philip Whitmore zum zweiten Geheimnis des lichtreichen Rosenkranzes, das identisch ist mit dem Evangelium dieses Sonntags von der Hochzeit zu Kana. Whitmore brachte die einschlägigen Antiphonen von der Erscheinung des Herrn zu Gehör, sowohl klassisch-gregorianisch als auch polyphon, die das dreifache Festgeheimnis vorstellen: die Erscheinung vor den Weisen, die Taufe im Jordan und eben die Hochzeit zu Kana.

Und dann mit der Erläuterung zu eben jenem Sonntagsevangelium von Jill Bevilacqua („There’s More in the Sunday Gospel than Meets the Eye“). Listen!

Oktavtag von der Erscheinung des Herrn

Nein, es gibt ihn nicht mehr, auch nicht im Breviarium Romanum von 1960/62. Jedoch konnte ich in meinem alten Brevier heute noch einmal die Texte von der Erscheinung des Herrn nehmen (mit einer eigenen Oration).

Heute wurde nach dem Kalender von 1960 das Gedächtnis der Taufe unseres Herrn Jesus Christus begangen, das nach dem Kalender von 1970 bereits am vergangenen Sonntag stattfand. An Sonntag wiederum war das Fest der Heiligen Familie, das nach dem neuen Kalender bereits am Sonntag nach Weihnachten gefeiert wurde. Nun folgen die Sonntage nach der Erscheinung des Herrn, in diesem Jahr noch zwei (der zweite und der dritte), bevor mit Septuagesima bereits der liturgische Blick auf Ostern gerichtet wird.

Ich hatte mich ja in diesem Notizbuch gelegentlich über das frühzeitige Ende der Weihnachtszeit im neuen Kalender beschwert. Nun, da ich dem alten Kalender folgen darf, freue ich mich über einen Tag wie den heutigen. In diesem Jahr (Lesejahr C) wird am kommenden Sonntag das Evangelium von der Hochzeit zu Kana gelesen, das neben den Sterndeutern und ihren Gaben sowie der Taufe des Herrn zum Festgeheimnis der Erscheinung des Herrn gehört. Immerhin.

Dilettantus in Radiophonia Cathedralis Coloniensis

Nicht schlecht habe ich gestaunt, als die Moderatorin des Kölner Domradios vorhin den Musiker und Theologen Thomas Baumann aus Dinslaken ankündigte – und den Blogger dabei geflissentlich unterschlug. In dieser Woche legt unser geschätzer Dilletantus in interrete täglich das Evangelium im Domradio aus. Die erste Folge war heute zu hören. Warum eigentlich nicht gestern, liebes Domradio, am ersten Tag der Woche?

So schnoddrig, wie aus dem Blog bekannt, forderte Thomas als Quintessenz des heutigen Evangeliums eine Entscheidung: Nachfolge Jesu, ohne jemandem wehzutun, ist unmöglich. Well roared, Lion!

Auf etwaige Fehler im fremdsprachigen Teil dieses Eintrags bitte ich hinzuweisen.

Zivilreligionen tragen totalitäre Züge

Die Massendemokratien des 20. Jahrhunderts haben die mit der Reformation begonnene Verdrängung der Religion in die Privatsphäre vollendet. Doch kehrt das Verdrängte in Gestalt von Zivilreligionen zurück, die sich inzwischen offen der Unterstützung des Staates und der Politik erfreuen.

Anfang des vergangenen Jahres adoptierte die Bundeskanzlerin die Holocaust-Zivilreligion als quasi-offizielle Staatsreligion der Republik und verwies das Christentum auf die Plätze der gerade noch geduldeten Minderheitsreligion. Doch mit Macht drängt bereits eine zweite Zivilreligion heran, die in der globalen Erwärmung ihren zentralen Bezugspunkt hat.

Was dem Holocaust der Holocaustleugner ist, das ist dem Klimawandel der Klimaskeptiker. Hier wie dort reichen bereits Zweifel an der Mehrheitsmeinung, um von den Meinungsführern ins Abseits des Indiskutablen geschoben zu werden. Eine Institution wie die Heilige Römische Inquisition wäre in beiden Fällen ein echter Fortschritt gegenüber dem Status quo.

Die Verächter der Demokratie auf der Linken nutzen das Thema Klimawandel, um die alte Idee einer Ökodiktatur wiederzubeleben oder den Vegetarismus als alleinige ökologisch korrekte Ernährungsweise zu propagieren. Beiden Zivilreligionen gemeinsam ist ihr zutiefst antiliberaler Impuls. Sie greifen tief in elementare Bürgerrechte wie das der freien Meinungsäußerung (im Falle der Holocaust-Zivilreligion) oder der persönlichen Lebensführung ein.

Das sind totalitäre Züge, die an die beiden großen Totalitarismen des 20. Jahrhunderts erinnern. Ich für meinen Teil ziehe das Christentum diesen modernen Ersatzreligionen vor. Wo aber das Christentum ein Vakuum hinterlässt, da entsteht Platz für allerlei Ersatz.

Weihnachten 2009

2009 kann nur besser werden, schrieb ich vor einem Jahr mit Blick auf das Vorjahr. Und tatsächlich blieben wir in diesem Jahr von größeren Unglücken verschont. Es war kein leichtes Jahr, aber es fühlte sich besser an als die letzten Jahre.

In diesem Jahr bin ich vierzig Jahre alt geworden. Es war der erste runde Geburtstag meines Lebens, der mir als ein echter Einschnitt erschien. Schon in den letzten Jahren hatte ich reichlich Gelegenheit, über mein Leben und die wichtigen Fragen desselben nachzudenken. So kam der 40. Geburtstag nicht ganz so plötzlich und unerwartet wie Weihnachten jedes Jahr wieder kommt.

Es war ein Freitag, der letzte Arbeitstag vor dem Sommerurlaub, wie meistens ein heißer Tag. Gefeiert haben wir dann fünf Wochen später im Garten mit einer bunten Mischung guter Gäste. Es war ein wunderbarer, entspannter Tag.

Unseren Familienurlaub haben wir in diesem Jahr in Garding auf der Halbinsel Eiderstedt an der Nordsee verbracht. Der Ort liegt nicht weit von St. Peter-Ording mit seinen riesengroßen, feinen Sandstränden. In den letzten Urlaubstagen konnte ich dann das Benediktinerkloster Königsmünster in Meschede besuchen.

Mein Arbeitgeber ist verhältnismäßig gut durch das wirtschaftliche Krisenjahr gekommen. Der Umsatz ist gestiegen, die Firma hat in neue Geschäftsfelder investiert, die Stimmung war nicht euphorisch, aber entspannt und einigermaßen optimistisch.

Für nächstes Jahr stehen neue berufliche Herausforderungen an. Wir werden die internationale Konferenz mit inzwischen weit über 1.000 Teilnehmern, die mein Arbeitgeber seit 2006 jedes Jahr im Mai ausrichtet und für die ich die Verantwortung trage, nach Berlin verlegen und weiter ausbauen. 2010 wird wieder ein heißer Ritt, soviel scheint festzustehen.

An der Schwelle des neuen Jahres steht die Weihnachtszeit. Die Liturgie dieser Zeit enthält diese beiden Verse aus dem Buch der Weisheit:

Dum médium siléntium tenérent ómnia,

et nox in suo cursu médium iter habéret,

omnípotens sermo tuus, Dómine,

de cælis a regálibus sédibus venit.
(Sap 18, 14-15)

Als tiefes Schweigen das All umfing
und die Nacht bis zur Mitte gelangt war,
da sprang dein allmächtiges Wort
vom Himmel, vom königlichen Thron herab.
(Weish 18, 14-15)

Romano Guardini schreibt dazu in seinem Buch „Der Herr“, das ich seit ein paar Jahren regelmäßig zur Hand nehme, die folgenden Zeilen:

Die Worte sprechen von dem Geheimnis der Menschwerdung, und die unendliche Stille, die darin waltet, drückt sich wunderbar in ihnen aus. In der Stille geschehen ja die großen Dinge. Nicht in Lärm und Aufwand der äußeren Ereignisse, sondern in der Klarheit des inneren Sehens, in der leisen Bewegung des Entscheidens, im verborgenen Opfern und Überwinden: wenn das Herz durch die Liebe berührt, die Freiheit des Geistes zur Tat gerufen, und sein Schoß zum Werke befruchtet wird. Die leisen Mächte sind die eigentlich starken.

Ich wünsche stille, frohe und gesegnete Weihnachtstage und ein glückliches Jahr 2010!

Apokalypse gelesen, jetzt folgt Lukas

In der Adventszeit die Offenbarung des Johannes zu lesen ist nicht die schlechteste Idee. Schließlich bereiten wir uns in dieser Zeit nicht nur auf die erste Ankunft des Erlösers in jenem Stalle zu Bethlehem vor, sondern auch auf seine Wiederkunft am Ende der Zeit.

Mit der Offenbarung ist meine (einigermaßen) tägliche Bibellektüre, begonnen mit den Paulusbriefen, gefolgt von den übrigen Briefen, nun am Ende der Heiligen Schrift angelangt. Die letzten Tage des Advent gehören nun den ersten Kapiteln des Lukasevangeliums, das ich mir passend zu Kirchenjahreszeit und Lesejahr als nächstes vorgenommen habe.

Bei Lukas beginnt alles mit der Verheißung der Geburt des Täufers.

Er wird mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerechtigkeit zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen. (Lk 1, 17)

Frohes Neues Jahr!

Mit der Vorabendmesse und der Vesper hat die Adventszeit und damit das neue Kirchenjahr begonnen. Die Außenlichterkette ist installiert, wie meistens bei Regen und einstelligen Temperaturen. Im Haus hat adventliche Dekoration die Herbstdeko verdrängt. Die Krippe steht schon, leer bis auf den Ochsen, die Hirten weiden auf dem Buffet ihre Schafe, und Maria und Josef sind auf ihrer Reise mit dem Esel gen Bethlehem im ersten der vier Küchenfenster angekommen.

Wie in jedem Jahr denke ich über die rechte Gestaltung der Adventszeit nach. Die Catholic Encyclopedia meint dazu:

During this time the faithful are admonished

  • to prepare themselves worthily to celebrate the anniversary of the Lord’s coming into the world as the incarnate God of love,
  • thus to make their souls fitting abodes for the Redeemer coming in Holy Communion and through grace, and
  • thereby to make themselves ready for His final coming as judge, at death and at the end of the world.

Ich habe mir vorgenommen, den Advent als Fastenzeit zu begehen. In meiner täglichen Bibellesung war ich rechtzeitig zu Christkönig im Buch der Offenbarung des Johannes angekommen. Danach werde ich, dem Lesejahr entsprechend, das Lukasevangelium lesen.

Wenigstens eine der beiden adventlichen Frühmessen (Rorate) in meiner Gemeinde plane ich zu besuchen. Auf Empfehlung unseres Diakons habe ich für die Familie Die Bibel für Kinder und alle im Haus bestellt. Ob als Weihnachtsgeschenk oder schon vorher als Hausbibel für die Adventszeit, weiß ich noch nicht.

Father Z strikes again

In zwei weiteren Podcasts befasst sich Father Z mit der Einführung des neuen Römischen Messbuches vor vierzig Jahren. Zu Wort kommt wieder Paul VI., diesmal mit seiner Generalaudienz vom 19. November 1969, eineinhalb Wochen vor dem Start, und der Apostolischen Konstitution Missale Romanum, mit der das Messbuch in Kraft gesetzt wurde.

Und wieder lässt Father Z die späten 60er Jahre aufleben. Mir drängt sich eine Parallele zum Baader-Meinhof-Komplex auf. Der Film lief gestern und vorgestern im deutschen Fernsehen. Er zeigt die Zeitspanne von den Studentenprotesten 1967 bis zum Deutschen Herbst 1977.

Diese Zeit scheint schon sehr weit weg zu sein, dabei sind etliche der handelnden Personen noch heute aktiv. Interessantes Detail aus dem Film: Papst Paul VI. bot sich 1977 zum Austausch gegen die Geiseln in der von palästinensischen Terroristen entführten Lufthansa-Maschine an.